Am ersten Tag konnte die lebensgroße Neuverfilmung von Disneys Klassikeranimationsfilm Lilo & Stitch mit 262.605 Besuchern den größten Einstand im französischen Kino für das Jahr 2025 erzielen, ohne dass vorherige Vorpremieraufführungen stattgefunden hatten. Dieses beeindruckende Ergebnis spiegelt die nahezu mythische Stellung wider, die die Gruppe aus der kleinen Hawaiianerin Lilo und ihrem chaotischen extraterrestrischen Begleiter Stitch nun einnimmt. Allerdings zeichnet sich über dieselbe Statistik hinaus ein deutlich bedeutsamerer Trend ab.
Ein leiser Erfolg
Was zuerst auffällt ist Disneys subtile und effektive Marketingstrategie für „Lilo & Stitch“. Im Gegensatz zu den letzten Veröffentlichungen, die durch eine überschwängliche Anzahl von Trailern und Werbungmaterial überraschen, hat sich dieser Film an eine bestimmte Zuneigung seiner Zielgruppe angeschlossen. Es fand kein landesweiter Vorpremieraufführung statt; es gab nur ein Pressevorführung, aber ein steigendes, fast unterirdisches Anticipation wuchs über mehrere Monate. Dadurch ist die „Stitchmania“ seit der Erstveröffentlichung des Originals im Jahr 2002 entstanden. Nach über zwei Jahrzehnten hat sich Stitch zu einem echten Popikon entwickelt, zum zentralen Figuren in Disneys Merchandise-Galaxie und wird den heute unberührbaren Charakterern wie Mickey, Elsa oder Buzz konkurrieren.
Ein leiser Erfolg – Deans Filmmacher-Werk
Der Erfolg von Deans Filmmacher-Werk hängt nicht nur vom Konsumertumulz oder den vorübergehenden Trends ab, sondern widerspiegelt zugleich eine kollektive Suche nach Trost. In einer Zeit, in der sich Familienerzählungen tendenzielos erodieren oder komplex werden, schwingt sich das Konzept von „Ohana“ (die Familie man wählt) mit verstärkter Kraft durch. Lilo & Stitch erzählt die Geschichte von zwei verlorenen Seelen, die der Welt nicht passten, die gemeinsam lernen, ihr Leben wieder aufzubauen. Es ist eine universelle Fabel, hier umrahmt von einem echten Hintergrund aus Hawaii und einer Ausstattung, die dem digitalen Nachahmungsfall entgeht. Ja, es gibt Lacher immerwohl. Ja, droht Stitch jedes Mal mit Katastrophe. Dennoch ist es das Zartsein und die Ernsthaftigkeit der Charakterverbindungen, die sich frei von Cynismus oder Ironie, was wirklich anschlägt. Dies ist eine seltene Qualität in der zeitgenössischen Unterhaltungskino-Szene.
Ein längst nicht unwiderstandsloser Frage lautet der Beweggrund hinter einer weiteren Live-Action-Neuverfilmung in Disneys langjähriger Reihe von Adaptionen der letzten zehn Jahre. Dennoch gelingt es Lilo & Stitch, sich von diesem wiederholenden Schema abzugrenzen. Vielleicht ist dies dadurch zu erklären, dass das ursprüngliche Material nie ein hochbudgettes Projekt war, sondern eine intim und bittersüße Arbeit gewesen ist, etwas am Rande im Disney-Katalog. Dieses Eigene nimmt sich der Film an, was wahrscheinlich seinen sofortigen Erfolg beim Kassenschlag erklärt.